Forscher Jason Wiese und sein "MAAV"-System (Foto: Dan Hixson, utah.edu)
Salt Lake City (pte/04.10.2018/12:30) Die in der Wohnungsluft
enthaltenen Mikroschadstoffe sind schlecht für die Gesundheit. Bisher
wurden sie laut einer Studie der University of Utah
http://utah.edu
aber viel zu wenig als Gefahr wahrgenommen. Tragbare Monitore machen
den Dreck in der Luft jetzt erstmals sichtbar. Erste Tests haben
ergeben, dass sich dadurch das Verhalten der Menschen drastisch ändert.
Die Ergebnisse werden am 9. Oktober im Rahmen der ACM International
Joint Conference on Pervasive and Ubiquitous Computing
http://ubicomp.org/ubicomp2018 präsentiert.
Laut
Forschungsleiter Jason Wiese wollten die Wissenschaftler den Menschen
dabei helfen, mehr über die unsichtbaren Einflüsse auf die Luftqualität
in ihrem Umfeld zu verstehen. Während des Tages kann die
Luftverschmutzung in einem Innenraum stärker sein als draußen.
Verantwortlich dafür sind Aktivitäten wie Staubsaugen, Kochen, Abstauben
oder die Nutzung des Wäschetrockners. Die Folge können
Gesundheitsprobleme sein. Betroffen sind vor allem junge und ältere
Menschen mit Asthma.
Tragbare WLAN-Monitore
Das Team hat eine Reihe tragbarer Monitoren zur Ãœberwachung der
Luftqualität konstruiert. Sie wurden mit WLAN ausgestattet und mit einen
Server an der Universität verbunden. Drei Sensoren wurden in sechs
Haushalten in Salt Lake City und anderen Regionen des Bundesstaats Utah
angebracht. Insgesamt blieben sie zwischen 2017 und 2018 elf Monate vor
Ort. Zwei wurden in verschiedenen sehr belasteten Bereichen des Hauses
wie der Küche oder einem Schlafzimmer angebracht und einer vor dem Haus
oder in der Nähe des Eingangs.
Jede Minute ermittelte jeder Sensor automatisch, wie viel Feinstaub
in der Luft enthalten war und schickte diese Daten an den Server. Die
Bewohner selbst konnten sie sich auf einem Amazon-Tablet für jeden Raum
aufgeschlüsselt ansehen. Daten für bis zu 30 Tagen wurden den
Teilnehmern zur Verfügung gestellt. Um Belastungsspitzen erkennbar zu
machen, wurden die Hausbesitzer mit einem sprachgesteuerten
Google-Home-Lautsprecher ausgestattet. Sie konnten den Server so darüber
informieren, dass ein bestimmter Zeitraum, wie zum Beispiel beim
Kochen, von Interesse für die Forscher sein könnte. Zusätzlich erhielten
die Teilnehmer eine SMS mit einer Warnung vor einer sich drastisch
verschlechternden Luftqualität.
Werte ändern das Verhalten
Während der Laufzeit der Studie zeigten sich für die Experten beim
Einsatz des Systems mit der Bezeichnung "MAAV" einige sehr interessante
Trends. Eine Hausbesitzerin erkannte zum Beispiel, dass die
Luftverschmutzung drastisch zunahm, wenn sie mit Olivenöl kochte. In der
Folge suchte sie nach Alternativen, die bei der gleichen Temperatur
weniger Rauch erzeugten. Eine andere Teilnehmerin erkannte über diese
Daten, dass das Staubsaugen und Putzen direkt vor einem Besuch einer
Person mit Allergien eher schadet. Durch das MAAV-System wurde ihr klar,
dass sie es noch viel schlimmer machte, da die Luftbelastung dadurch
drastisch zunahm. Auch sie veränderte in der Folge ihr Verhalten.
Die Teilnehmer lüfteten bei schlechterer Luft mehr und verglichen die
Messwerte der Räume. Dadurch konnten sie jene Räume bewusst meiden, in
denen die Schadstoffbelastung höher war. Laut Wiese macht erst ein
derartiges System erkennbar, wie schlecht die Luftqualität in den
eigenen vier Wänden eigentlich ist. Die Forscher fanden auch heraus,
dass die Ursachen für eine erhöhte Belastung in jedem Haushalt
unterschiedlich waren.
Das Staubsaugen zum Beispiel führte zu ganz verschiedenen Messwerten.
Zusätzlich zeigte sich, dass das Sichtbarmachen der Luftqualität auch
dazu führte, dass sich die Studienteilnehmer permanent über die
aktuellen Messwerte informierten. Wiese hofft nun, dass auch die
Industrie auf diesen Zug aufspringt und entsprechende Produkte auf den
Markt bringt. Die Forschungsergebnisse wurden in den "Proceedings of the
ACM on Interactive, Mobile, Wearable and Ubiquitous Technologies"
veröffentlicht.