3D-Drucker verarztet in weniger als zwei Minuten
"Bioprinter" behandelt tiefe Hautverletzungen mit proteinbasierter Tinte
Forscher Axel Guenther (links) und Navid Hakimi (Mitte) (Foto: utoronto.ca)
Toronto/Hamburg (pte/07.05.2018/13:30) Forscher der University of Toronto
http://utoronto.ca
haben einen portablen 3D-Drucker entwickelt, der Hautschichten ersetzt.
Der "Bioprinter" formt das Gewebe und bedeckt Wunden damit in weniger
als zwei Minuten. "Die meisten Bioprinter sind sperrig, arbeiten mit
einer niedrigeren Geschwindigkeit und sind inkompatibel mit einer
klinischen Anwendung", erklärt Supervisor Axel Guenther, der zusammen
mit Navid Hakimi an dem Projekt gearbeitet hat.
Biomaterial enthält Proteine
Für Patienten mit tiefen Hautverletzungen, bei denen alle drei
Hautschichten - Epidermis, Dermis und Hypodermis - betroffen sind, ist
die herkömmliche Vorgehensweise eine Spalthauttransplantation. Hier wird
die gesunde Spenderhaut auf die Oberfläche der Epidermis sowie
teilweise auf die darunterliegende Dermis aufgetragen. Bei dieser
Behandlung ist jedoch genügend Spenderhaut erforderlich, um alle drei
Hautschichten zu ersetzen. Andernfalls bleiben Teile der Wunde
unbedeckt, wodurch es zu einer schlechten Heilung kommt.
Optisch erinnert der Bioprinter an einen Klebebandabroller. Die
Klebebandrolle wird hier durch ein Microdevice, das die Gewebeschichten
formt, ersetzt. Beim Ergebnis handelt es sich um vertikale Streifen aus
"Biotinte". Das Material ist proteinbasiert und enthält Kollagen. Dies
ist ein Strukturprotein, das auch in der Dermis zu finden ist. Neben
Kollagen ist auch Fibrin, welches auf den Wundheilungsprozess
unterstützend wirkt, ein Bestandteil des Biomaterials. Das Device hat
die Größe eines Schuhkartons und wiegt weniger als ein Kilogramm.
Unmittelbare Verwendung
"Solch ein mobiler, kleiner und kostengünstiger 3D-Printer könnte in
zahlreichen Bereichen Anwendung finden, zum Beispiel bei Einsätzen
direkt nach Unfällen, in Kriegs- und Krisensituationen oder im
stationären Bereich. Die Vorteile wären die unmittelbare Verwendung, die
relativ einfache Handhabung sowie vergleichbar günstige
Anschaffungskosten", schildert Zukunftsforscher Ulrich Reinhardt von der
BAT Stiftung für Zukunftsfragen http://stiftungfuerzukunftsfragen.de gegenüber pressetext.
Unbeantwortet bleibt laut dem Experten jedoch die Frage, inwieweit
der Mensch Körperersatzteile aus einen 3D-Drucker erhalten sollte. "Bei
Hauttransplantationen ist dies aus Sicht der großen Mehrheit der
Bevölkerung wohl ebenso unbedenklich wie der Ausdruck eines Knie- oder
Hüftgelenkes. Gespaltener ist dann schon die Meinung bei gedruckten
inneren Organen, wie Lunge, Leber oder gar dem Herzen", resümiert der
Experte. Insofern sollten sich die Menschen nicht einseitig auf
technische Möglichkeiten konzentrieren, sondern sich auch stets den
ethischen und moralischen Folgen widmen.
(Ende)
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