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Strafzölle kosten Amerikaner 1.000 Dollar im Jahr PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Administrator   
Donnerstag, den 31. Oktober 2019 um 22:05 Uhr

Strafzölle kosten Amerikaner 1.000 Dollar im Jahr

Wissenschaftlich erstellter Bericht von JP Morgan sieht "signifikante Belastung für Brieftaschen"

"America first": Trump kämpft gegen China (Foto: pixabay.com, TheDigitalArtist)

"America first": Trump kämpft gegen China (Foto: pixabay.com, TheDigitalArtist)

New York (pte/22.08.2019/06:15) Die Strafzölle, die US-Prädident Donald Trump auf chinesische Importe verhängt, könnten nicht nur die US-Wirtschaft hart treffen, sondern auch jeden einzelnen Steuerzahler. Einem Bericht von JP Morgan Chase http://jpmorganchase.com zufolge kostet der Handelsstreit mit China den durchschnittlichen US-Haushalt schon jetzt 600 Dollar (rund 542 Euro) pro Jahr. Hält Trump an seinen Plänen fest, die Straftarife auf weitere chinesische Importgüter im Wert von 300 Mrd. Dollar auszuweiten, wird diese Summe sogar auf 1.000 Dollar pro Jahr und Haushalt steigen.

Strafzölle fressen Steuersenkungen

"Diese Strafzölle werden die Brieftaschen der US-Konsumenten und Wähler im Vorfeld der bevorstehenden Präsidentschaftswahl 2020 signifikant belasten", zitiert "CNN" den Equity-Strategen Dubravko Lakos-Bujas aus dem JP-Morgen-Bericht. Dabei sei es von enormer Wichtigkeit, dass die Konsumausgaben der eigenen Bürger nicht vom Handelsstreit beeinflusst würden, da sie schließlich den Großteil der US-Wirtschaft stemmen. "Die Straftarife werden die meisten Vorteile, die Haushalte durch die Steuersenkunden der Republikaner erhielten, auffressen. Es wird nicht einfach werden, das zu kompensieren", betont der Experte.

Die ersten zwei Runden der Strafen gegen China hätten zwar vorwiegend Industrieteile und andere Zwischengüter betroffen. "Die Auswirkungen auf die Haushalte sind aber dennoch deutlich spürbar, weil die Zölle auf 25 Prozent angehoben worden sind", stellt Lakos-Bujas Kollege Kamal Tamboli klar. Mit der dritten Runde des Handelsstreits, die am 1. September starten soll, werde die Lage endgültig eskalieren: "Hier geht es dann auch um einen großen Korb von Konumgütern. Der Durchschnittsbürger wird diesen Preisanstieg spüren."

Trump-Administration sieht keinen Schaden

Der JP-Morgan-Bericht, der sich auf Berechnungen der Federal Reserve Bank of New York http://newyorkfed.org und verschiedener Wissenschaftler stützt, steht in klarem Gegensatz zu den jüngsten Aussagen der Trump-Administration. Diese hatte etwa erst vor wenigen Tagen durch Peter Navarro, Leiter des White House National Trade Council, ausrichten lassen, dass Konsumenten durch den Handesstreit mit China keinesfalls zu Schaden kommen werden. Laut "CNN" sollen mittlerweile aber auch innerhalb der Regierungskreise die kritischen Stimmen in Bezug auf das Vorgehen Trumps bereits lauter geworden sein.

(Ende)
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China: Zensur zerstört eigene Filmindustrie PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Administrator   
Donnerstag, den 18. Juli 2019 um 13:43 Uhr

China: Zensur zerstört eigene Filmindustrie

Büro für Propaganda kontrolliert Kino - Viele Blockbuster blockiert

Kino in Shanghai: Zensur schadet Industrie (Foto: unsplash.com, Yiran Ding)

Kino in Shanghai: Zensur schadet Industrie (Foto: unsplash.com, Yiran Ding)

Shanghai (pte/11.07.2019/11:30) In China behindert die Regierung das Wachstum der heimischen Filmindustrie. Strenge Zensur verhindert die Veröffentlichung von vielen potenziellen Hits. Im Jahr 2018 übergab Präsident Xi Jinping der Behörde für Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas die Verantwortung für die Regulierung der Filmindustrie. Seitdem steuern die Einnahmen an den Kinokassen zum ersten Mal seit etwa zehn Jahren auf einen Abstieg im Vergleich zum Vorjahr zu, berichtet "Bloomberg".

Zensur hält Blockbuster zurück

Selbst erfolgreiche chinesische Filmemacher sind von der strengen Zensur betroffen. Erst im Februar wurde der Film "One Second" von Regisseur Zhang Yimou von der Berlinale zurückgezogen und seither stark gekürzt und neu bearbeitet. Yimou ist international unter anderem für den Blockbuster "Hero" von 2002 bekannt.

Ein weiterer möglicher Hit, das Kriegsepos "The Eight Hundred", wurde von den Behörden zurückgehalten und die geplante Premiere am 5. Juli abgesagt. Die Handlung des Filmes spielt 1937 im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg und stellt die chinesischen Nationalisten (Kuomintang) in ein heroisches Licht und nicht die kommunistische Partei, was dieser ein Dorn im Auge sei. "'The Eight Hundred' wäre sicherlich ein erfolgreicher Film gewesen. Es ist eine Enttäuschung und die Einnahmen im Sommer werden vermutlich darunter leiden", beklagt TJ Green, CEO von Kinokettenbetreiber Apex International Cinemas http://apexcinemas.movie , der eine Partnerschaft mit der Produktionsfirma China Film pflegt, gegenüber "Bloomberg".

Einnahmen nur durch US-Filme zu retten

Laut der Website Maoyan http://maoyan.com , die Einspielergebnisse von Filmen analysiert, sind die Einnahmen im Jahr 2019 um 3,6 Prozent im Vergleich zu 2018 gesunken. Im Sommer 2019 werden lediglich 68 Filme in China veröffentlicht, 2018 waren es noch 77, was einen weiteren Abstieg an den Kinokassen bedeuten könne. Die Aktien der Produktionsfirmen Wanda Film Holding und China Film sind seit April 2019 um 30 Prozent im Wert gesunken. Um diesen Problemen gegenzusteuern, setzt China jetzt auf internationale Filme.

Jeder ausländische Film braucht für die Veröffentlichung in China die Genehmigung der Regierung. Normalerweise ist der Sommer dabei für heimische Blockbuster reserviert, aber aufgrund der Knappheit werden nun US-Filme wie "Fast & Furious: Hobbs & Shaw" zugelassen. Im Jahr 2018 waren die vier erfolgreichsten Filme in China noch heimische Produktionen, 2019 belegt die US-Comicverfilmung "Avengers: Endgame" den zweiten Platz. "Sie haben gemerkt, dass sie diesen Sommer ausländische Filme brauchen", so Green.

(Ende)
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Klimawandel erhöht Risiko für bewaffnete Konflikte PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Administrator   
Samstag, den 29. Juni 2019 um 15:29 Uhr

 

http://www.pressetext.com/news/20190613010
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Klimawandel erhöht Risiko für bewaffnete Konflikte

Zusätzliche Wahrscheinlichkeit für Kriege ist etwa fünfmal so hoch wie im 20. Jahrhundert

Wasserknappheit in Afrika ist schon heute ein großes Problem (Foto: oxfam.org)

Wasserknappheit in Afrika ist schon heute ein großes Problem (Foto: oxfam.org)

Hamburg (pte/13.06.2019/10:30) Die Erderwärmung wird im Kampf um überlebenswichtige Ressourcen öfter zu bewaffneten Konflikten führen. Dies zeigt eine neue Studie unter Leitung der Stanford University http://stanford.edu mit Beteiligung der Universität Hamburg http://www.uni-hamburg.de . Darin haben 14 Experten aus verschiedenen Ländern und Disziplinen den Forschungsstand zusammengefasst. Details wurden im Fachmagazin "Nature" publiziert.

"Ergebnisse bemerkenswert"

Den Fachleuten zufolge wird das Risiko für bewaffnete Konflikte durch das Klima beeinflusst. Für das vergangene Jahrhundert schwanken ihre Schätzungen für klimabedingte Konfliktrisiken innerhalb von Staaten zwischen drei und 20 Prozent. Co-Autor Jürgen Scheffran vom Hamburger Exzellenzcluster "Climate, Climatic Change, and Society": "Die Ergebnisse sind bemerkenswert, weil hier kontroverse Positionen überbrückt werden. Dadurch wird es möglich, gemeinsame Aussagen über Konflikte durch den zukünftigen Klimawandel zu machen."

In einem Szenario mit vier Grad Erwärmung - wenn die Emissionen von Treibhausgasen nicht radikal reduziert werden - könnte das Risiko für bewaffnete Konflikte im Mittel um 26 Prozent gegenüber einer Welt ohne menschengemachten Klimawandel steigen. Damit wäre das zusätzliche Konfliktrisiko durch Klimawandel etwa fünfmal so hoch wie das im 20. Jahrhundert. Der Begriff "Konfliktrisiko" umfasst den Experten nach die Häufigkeit und die Intensität von Konflikten, was zum Beispiel Dauer, Opferzahlen oder Schadenshöhe einschließt.

Pariser Klimaabkommen einhalten

Die Prognose fällt ernüchternd aus. Selbst wenn das Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 erreicht würde und sich die globale Temperatur nur um zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erhöht, würde der mittlere Klimaeinfluss auf Konflikte um 13 Prozent steigen. Dies ist mehr als das Doppelte, so die Wissenschaftler. Faktoren wie Armut, politische Instabilität, gesellschaftliche Ungleichheit und vorangegangene Kämpfe in einer Region haben einen weit stärkeren Einfluss auf das Konfliktrisiko als das Klima.

Allerdings, so die Forscher, kann der Klimawandel auf diese Konfliktfaktoren wirken und so indirekt Konflikte und damit verbundene Gewalt verstärken. Wie genau das Klima bewaffnete Konflikte beeinflusst, bleibt unsicher. "Wie komplex die Wechselwirkungen sind, dokumentiert ein mehrere hundert Seiten umfassender Anhang. Hierzu gehören extreme Wetterereignisse, unzureichende Versorgung mit Wasser und Nahrung sowie die klimabedingte Migration, die Ungleichheiten und Spannungen in der Bevölkerung verstärken können", so Scheffran.

(Ende)
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Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 29. Juni 2019 um 15:31 Uhr
 
Eröffnungsrede Europäischen Toleranzgesprächen 2019 PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Administrator   
Mittwoch, den 19. Juni 2019 um 17:11 Uhr


Auszug der Eröffnungsrede von Maurizio Bettini zu den Europäischen Toleranzgesprächen 2019

Reinheit Europas ein Mythos: Gesellschaftsvision der Römer brauchbares Modell für die Gegenwart

Fresach (pts/06.06.2019/10:30) Die Diskussion darüber, ob offene (grenzenlose) oder geschlossene (isolierte) Staatssysteme auf lange Sicht erfolgreicher sind, ist so alt wie die Geschichte Europas selbst. Während die alten Griechen Fremden und Zuwanderern (Metöken) niemals Zugang zu Land oder Bürgerrechten gewährten, konnten im Römischen Reich sogar Sklaven Bürger werden. Die Herkunft aus fremder Erde war fürdas Bürgerrecht kein Hindernis. Im Gegenteil, im alten Rom hatte jeder Mensch zwei Vaterländer (Identitäten) - sein Herkunftsland und das Römische Reich.

In seiner Eröffnungsrede zu den Europäischen Toleranzgesprächen 2019 in Fresach wies der in Brixen geborene italienische Sprach- und Literaturwissenschafter Maurizio Bettini von der Universität Siena darauf hin, dass es am Anfang des römischen Reichs trojanische Flüchtlinge waren, sie sich mit den einheimischen Latinern vermischten und die Grundlage zur späteren Weltmacht legten. Zu allen Zeiten waren jene Gesellschaften anderen überlegen, schlussfolgerte Bettini, die es verstanden, unterschiedliche Kulturen zu integrieren und zum Vorteil aller zu nutzen.

Laut Bettini war die Identität der Römer vor allem eine "exzentrische", also von außerhalb (der Mitte) kommende. Und genau das sei der Grund, weshalb die Gesellschaftsvision und Praxis der Römer auch in unserer Zeit noch ein brauchbares Modell für Europa abgeben kann. "Doch dieses verbeißt sich in einer Selbstsuche, die ein Ganzes in viele Teile mit dem Anspruch auf nationale Souveränität und der Tendenz zur Selbstbeschau aufsplittert." Folge dieser Haltung sei die permanente Angst vor den Fremden, den verschiedenen Formen des Andersseins - und zwar immer dann, wenn diese an den Grenzen sichtbar werden, sagte Bettini am Mittwoch Vormittag im Kärntner Bergdorf Fresach.

Gründung Europas aus der Vielfalt

In seinem Bericht von den Ereignissen bei der Gründung Roms schreibt Titus Livius, dass aus der Vielfalt der Menschen, die ohne hierarchische Unterschiede um Romulus geschart waren, jene Kraft hervorbrach, die eines Tages die Größe Roms ausmachen würde. Die Abkömmlinge der Flüchtlinge und Schiffbrüchigen glaubten an die Macht der Mischung; sie lebten im Bewusstsein, dass in Rom alles "das Ergebnis von Vermischung und Eingliederung" ist, wie der Philosoph Seneca sagte.

Laut Bettini sahen die Römer darin "Kraft, nicht Schwäche". Im Gegenteil, gerade die Weigerung, sich mit anderen Menschengruppen zu vermischen, hatte die Chancen auf Bestand bei jenen Völkern unterhöhlt, die sich dem Mythos der Schließung, der Trennung und der eigenen Reinheit verschrieben hatten. Dazu zitierte Bettini Kaiser Claudius: "Welche Entscheidung war es denn, die Athen und Sparta, beiden so kriegserprobten Stadtstaaten, den Niedergang brachte? Es war die Distanz, die sie zwischen sich und den besiegten Feinden errichteten, eben weil diese Feinde fremder Herkunft waren. Unser Gründervater Romulus hingegen war so weise, dass er oft innerhalb eines Tages viele Völker zunächst als Feinde und kurz danach als Bürger betrachtete. Wir (die Römer) sind immer von Fremden regiert worden."

Kulturelle Identität ist nichts Biologisches

Bettini sagte in seiner Rede, er habe sich nie mit der Vorstellung abgefunden, dass die kulturelle Zugehörigkeit, die wir gemeinhin "Identität" nennen, von "Wurzeln" oder den Tiefen der Tradition ableitbar sei. Kulturelle Wurzeln seien nichts weiter als eine irreführende Metapher. In Wirklichkeit sei kulturelle Identität, wenn es sie überhaupt gibt, ein lebendiges, oft gar nicht fassbares Phänomen, und Traditionen vielfältige, verschwommene Dinge, die sich im Laufe der Zeit unzählige Male wandeln und sich stets neu mit anderen Traditionen verknüpfen.

Laut Bettini verdanken wir dem Anthropologen Maurice Halbwachs die Erkenntnis, dass sich das kollektive Gedächtnis im Ablauf der Generationen je nach gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändert und dabei seine Inhalte an die Erfordernisse der Gegenwart anpasst. Es brauche indes gar keine Anthropologen, um Traditionen in ihrer Instabilität zu durchschauen. "Jeder von uns kann im Laufe seines Lebens beobachten, wie Traditionen entstehen, sich verändern und absterben", sagte Altphilologe Bettini in Fresach. "Daher müssen wir einsehen, dass Traditionen im Grunde kaum definierbar sind."

In Wirklichkeit seien Tradition und die aus ihr ableitbare kulturelle Identität nichts Biologisches, keine Natur und keine Konstante. Vielmehr sind sie das Ergebnis einer Entscheidung, so wie sich einst die Römer für den Gründungsmythos ihrer Stadt entschieden haben. "Die Römer setzten nicht auf Schließung und Reinheit, sondern auf Öffnung und Vermischung", sagte Bettini und schlussfolgerte: "Und genau diese Entscheidung muss auch unser Europa heute mit Entschlossenheit treffen."

Europas Jugend hat Entscheidung bereits getroffen

Die heutige Jugend habe ihre Zugehörigkeit bereits im Sinne des römischen Modells definiert: Die jungen Europäerinnen und Europäer sind Italiener, die in Deutschland oder Spanien arbeiten; Deutsche mit Arbeit und Wohnsitz in England; Portugiesen, die in Holland oder Schweden leben und arbeiten. Jede und jeder von ihnen bringt in das Land ihrer Wahl ein Stück Heimaterde mit, vermischt es mit anderen Erden und auf diese Weise erschaffen diese jungen Menschen zusammen eine neue Heimat, ja viele wandelbare Heimaten. Jede und jeder erwirbt ein neues Bürgerrecht und behält dennoch - so wie einst in Rom - ihre, seine eigene Abstammung.

Doch es gibt in Europa auch Länder, wo die Regierungen - nicht das ganze dort lebende Volk - den Weg der Schließung und der Absperrungen gewählt haben, weil sie ausschließende Identitäten und deren vermeintliche Reinheit schützen wollen. Auch in Italien seien solche Tendenzen zu beobachten. "Wir erleben, wie einige Länder sich gegen die Welt jenseits ihrer Grenzen verschließen und gleichzeitig nach innen hin autoritär regieren. Das sollte uns zu denken geben! Denn in dem Maße wie Menschenrechte wie das Recht auf Asyl und Aufnahme verletzt werden, steht auch die Missachtung von Bürgerrechten auf der Tagesordnung, etwa das Recht auf freie Meinungsäußerung."

Schließung von Grenzen ist Freiheitsberaubung

"Die Entscheidung für die Schließung ist eine absolute Entscheidung, die schon per definitionem Freiheiten leugnet, Freiheit jedermann verwehrt, egal, ob er Ausländer oder Inländer ist. Europa gehört jedoch nicht jenen, die ihrem Kontinent DIE "Tradition schlechthin" verordnen wollen, die zufolge ihrem unanfechtbaren Urteil die einzig wahre Identität des europäischen Kontinents oder seiner einzelnen Länder zu repräsentieren hat", sagte Bettini zum Abschluss seiner Eröffnungsrede. "Europa gehört jenen, die sich für EINE Tradition, nämlich die gerechteste, offenste und für alle akzeptabelste Tradition zu entscheiden wissen. Eine Tradition der Gleichheit, Klugheit, Weitsicht; eine Tradition, die unseren Kindern und Enkeln Freiheit sowie gleiche Rechte sichert und aus ihnen gute Bürger, gute Menschen macht."

Hintergrund: Maurizio Bettini, geboren 1947 im Südtiroler Brixen, lehrt als Professor für klassische Philologie an der Universität Siena und leitet das Institut für Anthropologie der antiken Welt. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zur Mythologie und Anthropologie und schreibt regelmäßig für die Tageszeitung "La Repubblica". Sein jüngstes Buch "Wurzeln: Die trügerischen Mythen der Identität" erregte im deutschsprachigen Feuilleton viel Aufmerksamkeit. Es ist ein heilsames Vademecum gegen die Leitkultur-Debatte, eine kluge Warnung vor Xenophobie, Ausgrenzung und Missbrauch von Tradition und Geschichte. In Fresach hat Maurizio Bettini die Eröffnungsrede der Europäischen Toleranzgespräche 2019 zum Thema "Heimat Fremde Erde: Wem gehört Europa?" gehalten. http://www.fresach.org

Fotos von der Eröffnungsrede sind ab 6. Juni mittags auf http://www.fotodienst.at abrufbar.

(Ende)
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Russland: Zensurdebatte nach Filmkritik PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Administrator   
Mittwoch, den 19. Juni 2019 um 16:48 Uhr

Russland: Zensurdebatte nach Filmkritik

Protestvideo von YouTube-Star Yevgeny Bazhenov generiert über 260.000 Kommentare

Putin trimmt immer mehr Medien auf Kreml-Linie (Foto: pixabay.com, klimkin)

Putin trimmt immer mehr Medien auf Kreml-Linie (Foto: pixabay.com, klimkin)

Moskau (pte/06.06.2019/06:10) Der populäre russische Filmkritiker und YouTuber Yevgeny Bazhenov hat auf Googles Videoportal eine heftige Diskussion zum Thema Medienzensur in Russland vom Zaun gebrochen. Auslöser ist eine Klage des Filmstudios Kinodanz, das Bazhenov vorwirft, gegen geltende Copyright-Richtlinien verstoßen zu haben. Da das Studio quasi direkt dem russischen Kulturministerium http://mkrf.ru untersteht, vermutet Bazhenov, er solle mit der Klage mundtot gemacht werden. Ein Video, in dem er seine Kritik formuliert, hat über 260.000 Kommentare generiert.

"Gelenkte Demokratie"

"Wenn es um Zensur und die strenge Kontrolle von Medien geht, hat sich die Situation in Russland im Laufe der letzten Jahre nicht gebessert", sagt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich (ROG) http://rog.at , gegenüber pressetext. Dieser Umstand wird auch in der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit deutlich, in dem das Land, das von Präsident Putin selbst als "gelenkte Demokratie" bezeichnet wird, Rang 149 einnimmt. "Da immer mehr Medien von Oligarchen aufgekauft werden, die mit Putin befreundet sind, werden auch immer mehr auf Linie getrimmt", erklärt die Expertin.

"Sie, ich, wir alle sollten das Recht haben, sagen zu dürfen, was wir uns denken", betont Bazhenov in seinem Protestvideo. Dieses hat inzwischen eine Flut an User-Kommentaren im Netz ausgelöst. "Das Internet ist ein hilfreiches Werkzeug, mit dem man sich gegen Zensur zur Wehr setzen kann. Es fördert die Kommunikation und bietet die Möglichkeit, sich zu artikulieren und dadurch die eigene empfundene Machtlosigkeit zu lindern", so ROG-Präsidentin Möhring.

Klage kam nach Filmkritik

Dass Bazhenov wohl im Auftrag des russischen Kulturministeriums von Kinodanz verklagt worden ist, kommt dem YouTuber zufolge nicht von ungefähr. Im Mai 2018 hatte dieser nämlich eine damals aktuelle Produktion des Studios mit dem Titel "Beyond the Edge" als "unglaublich lustig, schwülstig und protzig" in der Luft zerrissen. Im Januar 2019 sei ihm dann die Klage ins Haus geflattert, was er allerdings erst jetzt auch öffentlich bekannt gegeben hat.

Seitdem Online-Stellen des Videos am 3. Juni, in dem Bazhenov seine Zensurkritik zusammenfasst, wird der YouTuber nun mit unterstützenden Meldungen in den sozialen Online-Medien bombardiert. Allein auf Googles Videoportal wurde der Beitrag bislang bereits mehr als 4,6 Mio. Mal aufgerufen - Tendenz stark steigend.

Video: https://www.youtube.com/watch?v=xI1PWsRZIgY

(Ende)
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