Frankfurt: eine beliebte Alternative (Foto: Sandro Almir Immanuel, pixelio.de)
London/Frankfurt am Main/München (pte/18.07.2017/13:59) Die US-Bank Citigroup
http://citigroup.com
hat sich nach langen Beratungen endgültig für den Abzug des EU-Sitzes
aus London entschieden. Das berichtet das "Handelsblatt" heute,
Dienstag, unter Berufung auf Insider. Demnach soll die neue Wahlheimat
Frankfurt am Main werden. Angeblich wird der Umzug noch diese Woche
bekannt gegeben, wie zwei mit dem Thema vertraute Personen mitgeteilt
haben.
EU-Banklizenz erforderlich
Geplant war der Abzug der Citigroup bereits vor dem Abschluss der
Brexit-Verhandlungen, der voraussichtlich im Oktober 2018 stattfinden
wird. Da Finanzdienstleister ab 2019 eine EU-Banklizenz benötigen, um
weiterhin Produkte und Dienstleistungen in den 27 EU-Staaten anzubieten,
distanzieren sich einige internationale Player von London. Die
beliebtesten Alternativstandorte sind Dublin, Paris und Frankfurt am
Main.
Die Pläne der Citigroup passen ins Bild. Nachdem bereits Goldman
Sachs, HSBC, Barclays, die UBS und die Société Générale angekündigt
haben, Mitarbeiter noch vor dem Abschluss der Brexit-Verhandlungen in
die Zentralen auf dem europäischen Festland abzuziehen (pressetext
berichtete: http://pte.com/news/20170406035 ), stößt auch die US-Großbank JP Morgan Chase http://jpmorganchase.com ins gleiche Horn.
"Die aktuellen Verhandlungen zum Brexit zeigen immer deutlicher, dass
es ein harter Ausstieg werden wird. Dadurch entsteht bei vielen
Unternehmen Unsicherheit. Das möchten viele Banken vermeiden und
verlagern deshalb bereits jetzt ihre Standorte", so Katharina A.
Beyersdorfer, IR-Sprecherin der Baader Bank http://baaderbank.de , gegenüber pressetext.
Frankfurt neues Finanz-Eldorado
Laut James Amine, Investmentbanking-Vorstand der Credit Suisse http://credit-suisse.com
wird Frankfurt den größten Anstieg an Arbeitsplätzen im Finanzsektor
erleben. Experten rechnen mit 10.000 neuen Jobs. Die Deutsche Bank macht
die Stadt am Main zu ihrem europäischen Zentrum für den
Wertpapierhandel, welcher ihr wichtigster Sektor ist.
Frankfurt hat allerdings noch einiges vor sich, um Europas Finanzzentrum zu werden. Die britische Beratungsgesellschaft ZYen http://zyen.com
hat seit 2007 eine Rangliste für die Kompetenz von Städten als
Finanzzentren berechnet. London führt diese an, gefolgt von New York.
Frankfurt am Main ist erst auf Platz 23 hinter der chinesischen Stadt
Shenzen zu finden.
"Die stabile deutsche Wirtschaft und andere Faktoren, wie die
Lebensqualität und die Infrastruktur, sind hier entscheidende Faktoren.
Frankfurt als Bankenstandort ist international geprägt. Der Sitz der
Europäischen Zentralbank könnte bei den Überlegungen der Banken auch
eine Rolle spielen", erläutert Beyersdorfer.
"Brexit muss gestoppt werden"
Die Grundlage für die Austrittsmöglichkeit eines EU-Staates ist der
Artikel 50 des Vertrags über die Europäische Union. Selbst sein
Verfasser, der Schotte John Kerrr, ist mittlerweile der Meinung, dass
der Brexit gestoppt werden muss. Er hat gemeinsam mit einigen anderen
bekannten Schotten einen offenen Brief unterschrieben, der zu einer
"Denkpause" über den Brexit aufruft. Laut Kerr werden die "desaströsen
Folgen des Brexits" immer deutlicher.